Ich habe nie eine besondere Beziehung zu diesem Fest gehabt, aber immer die Ruhe genossen, die die Feiertage umgibt.
Das war vor 20 Jahren noch anders: Am 2. Feiertag fand immer ein großes "amerikanisches Weihnachtsfest" bei mir statt. Viele viele Leute kamen, wir haben gegessen, gefeiert...es war eigentlich schön, aber irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich eine Woche vorbereiten muss und eine Woche aufräumen muss...
Dann habe ich das eingestellt...die Zeit der gewünschten Ruhe kehrte ein...
2020 war nun ein ganz anderes Weihnachtsfest, das Fest der unerwünschten Ruhe ...selbst, wenn ich eingeladen hätte, wäre niemand gekommen...Corona..
Wir haben trotzdem etwas im SFN organisiert:
Normalerweise treffen sich an die 100 Jugendliche am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zu einem gemeinsamen Mittag- und Abendessen und arbeiten zwischendurch an ihren Projekten. Dann gab es in den letzten Jahren immer eine Musikveranstaltung, z.B. Orgelkonzerte oder letztes Jahr ein Big Band Konzert.
Das war 2020 nicht möglich...
Schon Wochen vorher haben wir kleine Weihnachtspäckchen zusammengestellt: Süßigkeiten, einen Weihnachtsbrief und eine Rentierfigur zum Zusammensetzen. Die Einzelteile sind vom Mitarbeiter Rico in 120-facher Ausführung mit unserem Laser-Cutter hergestellt worden.
Rechtzeitig vorher wurden die Päckchen verschickt, mit der Aufschrift: Bitte erst am 18.12. nach 16 Uhr öffnen!

An die 70 Computer, d.h. etwa 100 Personen, waren dann am 18.12. von 16 Uhr bis 18 Uhr online zusammen. Zuerst wurden alle Päckchen aufgemacht und beim gemeinsamen Knabbern gab es dann ein abwechslungsreiches, lustiges und nachdenkliches 100-minütiges Programm:
6 kurze lustige Videoausschnitte aus meiner Dokumentation „SFN – Der Film“ zeigten den Umzug in das neue Gebäude im Jahr 2012 und eine Pizzabestellung an eine sehr ungewöhnliche Adresse, aufgenommen mit versteckter Kamera.
Maiia spielte Gitarre und sang dazu.
Kinder aus dem KidsClub spielten Blockflöte und lasen Gedichte vor.
Der Schüler Mark las aus einem über 100 Jahre alten Astronomiebuch vor, musikalisch umrahmt und untermalt vom Mitarbeiter Holger Hohe am Klavier.
Die Schülerin Charly hatte vorher ein Trickvideo produziert, auf dem SFNler auf einem fliegenden Teppich flogen.
Die Outtakes dazu gab es natürlich auch.
In einer kurzen Rede rief ich dazu auf, mehr Verantwortung für uns und unseren Planeten zu übernehmen und nachhaltiger zu agieren.
Danach gab David aus der Kirche in Bad Wildungen ein kleines Orgelkonzert.
Ganz zum Schluss gaben wir alle Mikros frei und jeder wünschte jedem alles Gute zum Jahreswechsel.

Wäre da nicht der traurige Anlass, dann wäre es eine der schönsten Feiern zum Jahresausklang gewesen…
Unsere Mitarbeiter haben mit großem technischem Aufwand die Übertragung sowohl aus dem SFN heraus als auch aus den Wohnungen der SFNler sowie die Einspielung der vor-produzierten Beiträge ermöglicht.

Am 1.1.21 habe ich das Neujahrskonzert der Wienerphilharmoniker live angesehen. Das Orchester spielte ohne Publikum, aber Millionen haben zugesehen, nicht nur im TV sondern auch über ZOOM. Man sah dem Dirigenten und den Musikern an, wie bedeutungsvoll es für sie war, in dieser Zeit trotzdem ein Konzert für viele Menschen geben zu können.
Normalerweise endet das Konzert mit viel Applaus und Standing Ovations. Einen kurzen Moment war es ruhig. Dann aber wurden die Zuschauer über ZOOM dazugeschaltet und tausende von Menschen applaudierten online und riefen Dankesworte.
Das erinnerte mich an den Abschluss unseres Festes zwei Wochen vorher…auch wir haben die Mikros freigegeben und alle konnten sich miteinander frohe Weihnachten wünschen.
Dieser Moment wird immer in meinem Gedächtnis bleiben.
Wer hätte damals gedacht, das es Weihnachten 2021 ähnlich sein wird...
Im neuen 400 m² großen FutureSpace bieten wir aber eine Hybridveranstaltung an...etwa 60 Menschen können dabei sein, der Rest schaut online zu...
Auch dieses Fest wird in die Erinnerungen eingehen, in die Erinnerungen an eine schreckliche weltweite Pandemie.