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Von der Schauspielkunst

Updated: Mar 15, 2022

Für einen Kurzurlaub war im März 2022 ich unterwegs ins Vercors. Es war noch früh, ich hatte noch ein geschäftliches ZOOM-Meeting per Handy. Das wollte ich nicht von der Schweiz aus machen (da kostet eine Minute gefühlte 10 Euro...). Deswegen machte ich morgens um 7.00 Uhr eine Pause in Heppenheim. Hier habe ich vor über 45 Jahren für das Deutsche Jugendherbergswerk in der Starkenburg-Jugendherberge während der Osterferien Astronomiekurse angeboten.

Unterhalb der Burg liegt die Starkenburg-Sternwarte, in der wir abends beobachtet haben.

Vom Ort aus führt eine enge, steile, sehr holprige Kopfsteinpflaster-Straße zur Sternwarte.

Damals wie heute...man traut sich nicht, schnell zu fahren, es könnte ja was vom Auto abfallen...



Blick von der Burg auf Heppenheim

Die Jugendherberge wurde damals von einem sehr sehr strengen Herbergsvater geleitet. Er überzeugte vor allem durch lautes Brüllen, störte sich an allem...

Ich hatte die Bedingung beim Verband gestellt, dass ich mit meiner Truppe auch nach der Schließzeit von 22 Uhr von der Sternwarte zurückkommen darf. Schließlich muss man ja nachts beobachten können....


Jahrein, jahraus, versuchte das der Herbergsvater zu unterbinden. Einmal bin ich mit gepacktem Koffer bei ihm gewesen, habe mich verabschiedet und ihn gebeten, den Kurs seines Verbandes fortzuführen. Ich würde das nicht machen, er würde ja die Zusagen nicht einhalten.

Hat geholfen.


Warum erzähle ich das? Damit die Tragweite der folgenden Geschichte wirklich klar wird:


In einer Gruppe war ein Schauspieler aus Bremen. Ich habe den Namen vergessen, vielleicht war er zwischenzeitlich sogar berühmt...Ich nenne ihn mal Olaf.

Ich brüstete mich damals, dass ich keinen Tropfen Alkohol trinke.

Ging wirklich nicht, denn sogar von ein Paar Schluck Bier bekam ich Migräneanfälle.


Olaf verstand das nicht.

Zusammen mit zwei der anderen älteren Teilnehmer nahm er sich vor, mich an einem Abend besoffen zu machen.

Er hatte uns zu seinem Abschlussabend ins Schützenhaus eingeladen, er musste früher weg, zu einer wichtigen Probe.. Die Vereinsgasstätte lag unterhalb der Burg. Liegt da heute auch noch.

Durch ein raffiniertes Spiel, bei dem der Gewinner immer einen Schnaps bekam, machte er mich besoffen.

Ganz einfach: Er sorgte dafür, dass ich immer gewinne.

Den ersten Schnaps gönnte ich mir. Ich war ja stolz darauf, gewonnen zu haben.

Nach einigen gewonnenen Runden merkte ich nichts mehr...

Man hatte mir inzwischen meinen Autoschlüssel abgenommen, so dass ich zur Herberge hochlaufen musste.

Naja...laufen...man trug mich.

22 Uhr...wir kamen in der Herberge an.

Der Herbergsvater stand auf Wache.

Alle wussten, der darf mich so nicht sehen. Also hackten sie mich unter, haben mich so hochgehoben, dass ich leicht schwebend über dem Boden hing (Laufen war eh nicht mehr drin). So beförderten sie mich am Herbergsvater vorbei. Einer nahm noch meinen Arm von unten und lies ihn grüßend winken. Wie bei einer Marionette...


Dann legten sie mich in meinem Leiterzimmer aufs Bett.

Nach einigen Stunden wurde ich wach.

Versuchte aufzustehen. Fiel gegen den Schreibtisch. Von dem brach ein Bein, das brachte ihn zu Fall. Dabei fiel ein Aschenbecher voller Kippen (von meinem Vorgänger) auf den Boden, zerbrach und verteilte den Inhalt.

Das geht natürlich gar nicht...

Also robbte ich raus, zum Besenschrank, holte einen Besen und ein Kehrblech...robbte zurück und kehrte den Dreck auf.

Aber ich lag dabei auf dem Boden und griff den Besen ganz unten an.

Deshalb merkte ich nicht, dass der lange Stiel über mir durch die Luft fuchtelte und dabei die Deckenlampe zertrümmerte.


Dann bin ich auf dem Boden eingeschlafen.

Am anderen Morgen sah ich das Chaos.

Ging zum Herbergsvater..."Mir ist da ein kleines Missgeschick passiert..."

Er: "Ich weiß, es war nicht zu überhören...aber wie haben Sie denn die Lampe von der Decke gekriegt?"


Olaf war auch betrunken. Er konnte nicht zur Probe fahren.


Seit dem war ich nie wieder betrunken!






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