Beim Schreiben dieses Posts bin ich mal wieder krank...der RS-Virus befällt immer wieder meine Bronchien, ich nehme weniger Sauerstoff auf und mein Herzschlag ist stark erhöht...
Das ist eine Selbstdiagnose, die aus der folgenden Erinnerung entstanden ist...
Fangen wir mit einem Besuch der Forschungsstation Jungfraujoch an. Ich durfte 2006 dort für drei Tage wohnen, ein Video über die Tätigkeit der Forscher drehen.
Was habe ich mich gefreut.
Ich habe einige Tage vorher auf etwa 1500 m gewohnt, bin öfters mal auf 2000m gestiegen und dann am Tag der Anreise in 2000m Höhe auf der Kleinen Scheidegg eine Weile verweilt...dann ging es mit der Zahnradbahn rauf...
Ich aß erst noch in der Bergstation zu Mittag, dann klingelt ich an der Tür der Forschungsstation und der Leiter begrüßte mich und zeigte mir mein kleines Zimmer mit Blick auf den Gletscher.

Fast 3450m Meter war ich hoch....mein Herz pochte, vielleicht vor Aufregung? Erste Kopfschmerzen kamen...
Dann wurde ich abgeholt, um erste Videos in der 100 m höher gelegenen Forschungsabteilung zu drehen.
Also noch mal 100 m rauf...aber nicht wie normal, sondern mit einem Schnell- Fahrstuhl in wenigen Sekunden!
Das gab mir den Rest!
Wer ist nur auf so eine Idee gekommen...
Ich konnte noch ein paar Aufnahmen machen, sehr schnell nahm mich die Höhenkrankheit voll in Besitz.
Ob ich wollte oder nicht...ich musste mit der letzten Bergbahn herunterfahren, ansonsten hätte ich vielleicht schwere gesundheitliche Folgen riskiert, denn einen Arzt gibt es hier oben nicht.
Trotzdem versuchte ich es 2013 wieder...in Chile.
Ich war Gast der ESO in la Silla und Paranal. Diese Sternwarten liegen alle so auf 2500 m bis 2800m, kein Problem.
Damals war das Radiointerferometer ALMA fast fertiggestellt. Da wollte ich erst gar nicht hin...5100 m, das konnte nicht gut gehen...
Aber immer wieder bot man mir das in Chile an...Da konnte und wollte ich nicht nein sagen.
Also fuhr ich mit dem Jeep tagelang auf etwa 4100 m Höhe, machte Spaziergänge, wohnte auf 2000m Höhe...und dann kam der Tag des Besuchs.

Ich wusste, dass alle, die auf 5100 m Höhe wollen, vorher eine ärztliche Untersuchung durchlaufen mussten.
Ich verdoppelte am Morgen meine Betablocker-Dosierung, ja kein erhöhter Puls...
Aber ich war so aufgeregt, dass mein Herz raste und der Blutdruck stieg.
Die Untersuchung war in 3000 m Höhe im Basislager. Der Arzt hatte Erbarmen und lies mich zusammen mit einem spanischen Journalisten hoch.
Mit einem Jeep, der Fahrer trug Sauerstoffmaske und musste sich immer wieder per Funk in der Basis melden, überwanden wir die fehlenden 2000m in etwa 45 Minuten.
Und dann durften wir bei ALMA aussteigen. Ich versuchte ein paar Schritte zu gehen...meine Beine waren schwer wie Beton und ich hechelte...

Wir bekamen Sauerstoffmesser auf den Daumen gedrückt, erhielten eine Sauerstoffflasche mit Maske und mussten ständig unseren Blutsauerstoffgehalt kontrollieren. So bald der unter 80% ging, mussten wir solange Sauerstoff einatmen, bis er wieder bei etwa 85% war....dann ging es einige Meter weiter...bis zu den 70%, ...Sauerstoffflasche...usw.
Immerhin hielten wir es eine Stunde aus...dann hatte der spanische Journalist vermehrt Probleme. Da ausnahmsweise die Krankenstation nicht besetzt war (ja es gibt eine in der Höhe, aber am Tag vorher war ein Schneesturm und die gesamte Station wurde evakuiert) blieb uns nichts anderes übrig, als wieder runter zu fahren.
Ich hatte genug gedreht, und war eigentlich auch froh, den Beton von meinen Beinen abkratzen zu können...
2017 blieb ich eine Woche auf dem Gornergrat (ja da gibt es auch eine Sternwarte). Das liegt auf etwa 3100 m. Ich hatte Sauerstoffmesser und Sauerstoffflasche dabei und nahm öfters mal einen Schluck aus der Flasche. Dann stieg der Sauerstoffgehalt an die oberen 80%, sank aber schnell wieder auf so 85%...

Und so wie damals fühle ich mich beim Schreiben dieser Zeilen....morgen kommt die Sauerstoffflasche und ich hoffe, dass das Virus bald meinen Körper endgültig verlässt.
Nur um es klar zu stellen: kein Corona...auch andere Viren können gemein sein.